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Wolle ist nicht gleich Wolle

Wer häkelt, der braucht Wolle. So einfach ist das. Oder etwa nicht? Die Fasern, aus denen der GoldKindBerlin Hauptarbeitsstoff entsteht, sind vielfältig. Synthetische und halbsynthetische, tierische und pflanzliche Fasern stehen zur Wahl. Da lohnt sich doch mal ein etwas genauerer Blick. Was eignet sich wofür und worauf sollte man vielleicht besser verzichten, wenn man auf Nachhaltigkeit und Tierwohl Wert legt.

Tierische Wolle

Wolle verbinden viele ja im Kopf erst einmal mit dem Bild von einem Schaf. Dabei ist Schurwolle – wie man unter Fachleuten sagt, wenn man die Schafwolle meint – nur eine der tierischen Alternativen. Mohair von der Angoraziege, Merino vom Merinoschaf, Kaschmir von der Kaschmirziege und Angora vom Angorakaninchen: jede Faser hat besondere Eigenschaften. Merino- und Kaschmirwolle sind besonders weich und halten warm, sie sind klassische Wintergarne. Alpaka- und Schurwolle sind ebenfalls wärmend, aber um einiges strapazierfähiger als die zuerst genannten Wollsorten. Die Alpakawolle hat dabei gegenüber der Schurwolle den Vorteil, dass sie weniger kratzt und deshalb für Allergiker besser geeignet ist. Mohair hingegen – besonders das Kid-Mohair von den jungen Angoraziegen – eignet sich bestens für zierliche Häkel- und Spitzenarbeiten.

Wolle tierischen Ursprungs hat jedoch einen großen Nachteil, denn ob die Tiere den unfreiwilligen Besuch beim Friseur so sehr schätzen, steht auf einem anderen Blatt. Gerade bei der Gewinnung von Angorawolle wird den scheuen Kaninchen, die ja bekanntlich Fluchttieren sind, übel zugesetzt. Ganz abgesehen von den zunehmend schlechten Haltungsbedingungen, die bei der großen Nachfrage und der daraus resultierenden Massentierhaltung leider aus Profitgier fast unweigerlich entstehen, sind Massen an Tieren auch für das ökologische Gleichgewicht eine Katastrophe. Die großen Herden führen großflächig zu Versteppung und produzieren durch ihre „Abgase“ eine enorme Menge schädlichen CO2. Wenden wir uns deshalb den Alternativen zu.

Synthetische und halbsynthetische Wolle

Der Unterschied zwischen synthetischer und halbsynthetischer Wolle liegt in den verwendeten Ausgangsmaterialien. Synthetischen Fasern werden in einem chemischen Prozess aus chemischen Substanzen hergestellt. Sie lassen sich kaum recyclen und kommen in Sachen Nachhaltigkeit ziemlich schlecht weg. Halbsynthetische Fasern werden dagegen zwar in einem chemischen Prozess hergestellt, jedoch aus natürlichen Rohstoffen gewonnen. Sie sind dadurch in der Regel zumindest problemlos biologisch abbaubar.

Zu den synthetischen Garnen gehören Elastan, Polyamid, Polyacryl und Polyester. Sie werden aus Erdöl gewonnen und sind meist nur anteilig anderen Wollarten zugefügt, in der Regel um diese dehnbarer und strapazierfähiger zu machen. Sie sind, wie schon erwähnt, nicht besonders nachhaltig – weder in der Herstellung noch bei der Entsorgung. Fasern mit Synthetikanteil machen die Kleidungsstücke elastischer, was z.B. bei Socken von Vorteil ist. Sie sind auch leichter als andere Fasern und deshalb für große Häkelstücke wie z.B. Decken geeignet, die sonst einfach zu schwer würden. Anders als tierische Wolle sind synthetische Stoffe nicht besonders gut temperaturausgleichend und man schwitzt daher schnell in ihnen, wenn sie zu Kleidung verarbeitet sind.

Die halbsynthetischen Garne sind Modal und Viskose. Beide Fasern werden zu 100% aus Zellulose – also aus Holz – gewonnen. Während Viskose aus verschiedenen Hölzern hergestellt wird, wird bei Modal ausschließlich Buchenholz verwendet. Beide Fasern haben wenig wärmende Eigenschaften und finden als Sommergarne Verwendung.

Pflanzliche Wolle – die nachhaltigste Alternative

Bleibt zum Schluss noch die pflanzliche Wolle zu erwähnen. Sie kann man guten Gewissens als umweltschonendste und damit nachhaltigste Alternative bezeichnen. Ihr ökologischer Fingerabdruck ist gering, denn sie wächst quasi verarbeitungsfertig und muss nur geerntet werden. Besonders CO2 positiv schlägt dabei die Wolle aus Bambusfasern zu Buche, bindet die Pflanze doch während ihres Wachstums doppelt so viel von dem Treibhausgas wie andere Baumarten. Und natürlich kennen wir alle die Baumwolle. Sie ist nicht nur weicher als Schurwolle, sondern auch bedeutend pflegeleichter. Man kann sie problemlos bei 60°C in der Maschine waschen. Nur ihre wärmenden Eigenschaften sind – genau wie bei der Bambuswolle – nicht ganz so ausgeprägt. Dafür liegt sie angenehm kühl auf der Haut.

Für die Häkelstücke von GoldKindBerlin verwende ich übrigens vor allem Baumwollegarne, zum Teil auch speziell Öko-Tex zertifizierte. Mir gefällt das klare Maschenbild, das ich damit erreiche und natürlich ist es mir wichtig, dass das geliebte Spielzeug vernünftig gereinigt werden kann, wenn es mal angenagt wurde oder in die Pfütze gefallen ist.

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